Der Machtwechsel (3/4)

Hier geht es zu Teil 1/4, 2/4 und 4/4.


Gerade hatte er mir noch geschrieben, dass es noch etwa zehn Minuten dauern würde, da kam Big plötzlich aus einer Tür, machte einen kleinen, freudigen Hüpfer als er mich sah und sprach dann leise zu mir: "Kannst Du vielleicht schon unauffällig vorgehen? Die anderen wollen noch mit mir gemeinsam nach Hause gehen und das würde dann irgendwie komisch werden..." Also bekam ich ihn doch, den Schlüssel, und machte mich durch die dunklen nebeligen Straßen meiner alten Heimat auf den Weg zu der Wohnung, in der ich vor über fünf Jahren so viele tolle und schreckliche Dinge erlebt hatte.

Begrüßt wurde ich dort von der Katze, die erst seit ein paar Monaten da lebt, sehr süß ist und mir Gesellschaft leistete, bis Big etwa 20 Minuten nach mir eintrudelte. Ich wollte kurzen Smalltalk über die Katze halten, aber er warf nur schnell seine Tasche ab und umarmte mich sofort und hielt mich erst einmal - gefühlt - ein paar Minuten ganz fest an sich gedrückt und streichelte mir über den Rücken.

Als wir uns voneinander lösten, zeigte er mir dann doch noch kurz, was sich alles in der Wohnung verändert hatte, seit ich das letzte Mal da war (eine Menge, es war komplett renoviert, die Zwischenwände waren versetzt und aus einer leicht versifften Studentenbude mit Kohleofen und Außenklo war eine normale fast schon spießige, sanierte Wohnung geworden.

Dann legten wir uns ins Bett, in dem ich ja eigentlich nur ein wenig „löffeln“ und schlafen wollte. Doch sobald er sich an mich herangekuschelt hatte, ging das Gezerre schon los. Ich war schläfrig, er wieder voll wach. Er entschuldigte sich zwar ständig, dass er sich nicht zurückhalten könne, aber... tat es dann eben auch nicht. Ein paar Minuten lang habe ich noch abgeblockt und versucht zu schlafen und ganz kurz war er sogar selbst weggedöst, doch dann musste ich meinen Widerstand aufgeben.
Big hat so eine Art, einen komplett zu umfangen, einzulullen und - ja - zu begehren, die es unmöglich macht, nicht mitzuspielen. Dazu sein Geruch - auch er roch wie früher ;) - und ein paar erste, zaghafte Küsse und schon war es um mich geschehen. Immerhin ließ ich ihn hauptsächlich machen, genoss einfach seine Liebkosungen und stoppte ihn zumindest noch, bevor er zum Gummi greifen konnte (dafür wollte ich dann doch zumindest bei vollem Bewusstsein sein). Natürlich wollte er dann zumindest auch noch etwas von der Situation haben und ich war inzwischen so wach, dass ich ihm den Gefallen gern tat. Nebenbei bewies ich mir so, dass ich durchaus dazu in der Lage bin, einen Mann zu befriedigen – die letzten Jahre hatten mich stark daran zweifeln lassen.

Wir kuschelten uns aneinander und schliefen dann doch ein. Beziehungsweise er schlief ein und ich lag wach und wunderte mich, wie wahnsinnig vertraut alles war, wie zuhause seine Haut auf meiner war, wie geborgen ich mich bei ihm fühlte, wie wundervoll, perfekt, hollywoodreif diese Küsse waren. Und ich war sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Irgendwann nickte ich dann doch ein.

Am Morgen lagen wir da und hatten die Katze zwischen uns, die herumtollte, schnurrte wie zehn Baumaschinen und eine tolle Show ablieferte. Wir redeten über dies und das und schliefen immer mal wieder kurz ein. Irgendwann war es Mittag und ich fragte, ob ich jetzt mal losgehen solle (Bloß keine Schwäche zeigen, souverän und selbstbewusst bleiben, und agieren, statt zu reagieren!). Aber er sagte: „Nein! Wir können ja noch ein bisschen kuscheln...“

Tja und dann kam es doch noch zu meinem ersten Mal seit viel zu langer Zeit und was soll ich sagen: Anders als in allen meinen langen Beziehungen klappte es - einfach so. Keinerlei Komplikationen beim Zusammenbringen der Dinge, die zusammengehören, keine Schwierigkeiten, dabei zu bleiben und selbst ein Krampf im Bein konnte mich nicht rausbringen. Es mag merkwürdig klingen, aber es flutschte einfach - und das ist schon sehr viel, für meine Verhältnisse. Es war toll. Und es fühlte sich absolut OK an und hinterher lagen wir da und lachten darüber, dass ich jetzt wieder "zurück im Leben sei", dass er mich "entjungfert" hätte und dass ich mit der Gesamtsituation sehr zufrieden sei und mir die ja „als Gesamtbild übers Bett hängen“ könne. Mit einem Wort: Es war schön, es war unkompliziert und ich fühlte mich sehr wohl mit ihm.

Und ab da wurde alles anders.

Phae und Huckleberry

...erzählen alles, was man nur anonym ins Netz bloggen kann - Weil es um Menschen geht, die uns wichtig sind; weil es Dinge sind, die niemand, den wir kennen, wissen soll. Und weil manches einfach raus muss aus uns und hinein in die Welt.

Phae

muss erst mal gucken, was hier hingehört. Mittelkleingroße Großstadt, Fahrradfahren, Internet. Gesang und Hochschulpolitik, Ohrringebasteln, Ponyschneiden, Wimperntuschen, Geschlechtsstereotype dekonstruieren. Kiezkult und Spazierengehen, WGKüchentischgespräche, Popkultur. Und alles ändert sich mal wieder, wie immer.

Huckleberry

28, Großstadt, Vollzeitjob, eigene Wohnung. Web2.0-Enthusiastin, Bücherwurm, Musikfanatikerin, Filmliebhaberin. Gerade eine dreijährige Beziehung beendet und dabei, die ersten Schritte ins Singleleben zu gehen.

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Zuletzt aktualisiert: 20. Jan, 16:03

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