Der Machtwechsel (2/4)
Hier geht es zu Teil 1/4, 3/4 und 4/4.
Auf dem Weg in die alte Stadt war ich noch der Meinung, dass gar nichts passieren würde. Ich hatte mich, vielleicht auch um mich an diesem Abend zurückhalten zu können, mit einem alten Bekannten für diese Party verabredet. Auch er einer mit "Geschichte", nennen wir ihn Kay. Einer, den ich mal toll fand, als ich noch mit meinem ersten Freund zusammen war und der mich wohl auch ein wenig mochte damals, aber aufgrund meiner Beziehung Abstand hielt. Jedenfalls hatten wir es in den letzten acht Jahren nie geschafft, mal gleichzeitig Single zu sein, so dass nie etwas passierte. Vielleicht eine explosive Konstellation, wenn man sich vor Augen führt, unter welchen Umständen der Abend ablaufen sollte. Doch Kay kam erst später hinzu, zu Beginn gab es nur mich und Big.
Schon auf dem Weg in den Club war ich sehr aufgeregt, positiv. Irgendwie war mir klar, dass das ein denkwürdiger Abend werden würde. Gleich zwei "solche" Menschen, mit denen ich verabredet war. Keine Hindernisse im Weg. Irgendetwas würde vermutlich passieren, nur was und mit wem? Als ich im Club ankam, war Big gerade im Gespräch mit jemandem und ich ging schon einmal in seine Nähe. Er sah mich, lächelte mich an und führte sein Gespräch noch kurz fort, während ich zwei Meter weiter stand und mir die Zeit mit meinem Handy vertrieb. Dann stand er plötzlich vor mir, umarmte mich ganz, ganz, ganz fest und sagte mir ganz aufgedreht ins Ohr: "Oar, Du riechst ja wie früher!!!" Dann haben wir uns um meine Jacke gekümmert („Willst Du die wieder da bei mir hinlegen, wie früher???“), mir etwas zu trinken besorgt (selbstverständlich kostenfrei), uns angegrinst und versucht, ein Gespräch zu führen.
Anders als bei vorherigen Gelegenheiten in derselben Konstellation hatte er diesmal scheinbar kein Problem damit, sich in der Öffentlichkeit mit mir zu zeigen. Es gab diverse forciert-zufällige Begegnungen, es gab breites Lächeln quer durch den Club, es gab zufälliges Vorbeigehen und Angrinsen... Er hat sich wirklich sehr bemüht und man merkte ihm die freudige Aufregung an.
Dann kam der Zeitpunkt, als er sich an die Arbeit machen musste und ziemlich zeitgleich Kay mit einem Rudel Freunde eintraf. Also ein völliger Fokuswechsel meinerseits. Relativ schnell wurde klar, dass auch Kay bewusst geworden war, dass wir beide zum ersten Mal gleichzeitig Single waren. Er fragte sehr detailliert, wie es mir denn jetzt ginge in Bezug auf meinen Ex; wir schwelgten in den gemeinsamen Erinnerungen aus der Zeit, in der wir heftig miteinander flirteten; er schlug vor, nach dieser Party noch irgendwo anders hinzugehen; es wurden Witze darüber gemacht, dass wir uns an einen stilleren Ort zurückziehen sollten (von seinen Freunden, die die Situation mitbekamen...); und es wurde viel "freundschaftlich" berührt.
Hinzu kam, dass es nicht seine Musik war und er das vorher wusste. Gekommen war er trotzdem, weil ich da sein würde. Für etwa drei oder vier Stunden war ich also völlig mit dieser Gruppe beschäftigt, bis zu dem Moment als Big an uns vorbeilief und mich vielsagend anlächelte, was von allen um mich herum mit erhobenen Brauen registriert wurde (Sie kannten ihn natürlich und zumindest Kay wusste, dass Big und ich eine gemeinsame Vergangenheit hatten.) Da erinnerte ich mich wieder an die Gesamtsituation und von da an war ich nervös und verwirrt.
Zwei Männer aus meiner Vergangenheit, die mich beide nie wirklich losgelassen hatten, die mir beide eindeutige Angebote gemacht hatten und immernoch machten - in meinem Kopf drehte sich alles, während ich die Varianten durchspielte. Gar nichts zu tun erschien mir inzwischen absolut nicht mehr erstrebenswert. Aber was würde aus Variante A werden, wenn ich an diesem Abend Variante B vorzug oder andersherum? Und was würde es für das jeweilige freundschaftliche Verhältnis mit den beiden bedeuten, wenn etwas passierte - oder eben nicht passierte? Hinzu kam, dass ich eigentlich viel zu ehrlich bin (und emotional überfordert gewesen wäre), um zwei solcher Sachen parallel voranzutreiben. Ich versuchte trotzdem, Big zu signalisieren, dass ich an ihn dachte, auch wenn ich die ganze Zeit mit Kay und seinen Freunden herumhing. Doch eine Entscheidung musste her…
Ich weiß nicht, was den Ausschlag gegeben hat. Für Big sprach, dass ich wusste, was mich erwarten würde: Nähe, Geborgenheit, großartige Küsse, guter Sex, ein Bett gleich um die Ecke, geklärte Verhältnisse von Anfang an. Gegen Kay sprach, dass er mit seinen Freunden da war, dass seine Wohnung (auch noch eine WG, mit einem Mitbewohner, den ich auch kenne) am anderen Ende der Stadt lag, dass ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde und wie wir hinterher damit umgehen würden… Und der Fakt, dass er mit der Musik nicht zurechtkam und sich eigentlich nicht wirklich wohl in diesem Umfeld fühlte, das Big schuf und dass mir irgendwie näher war und viel bedeutete. Außerdem rauchte Kay die ganze Zeit, was das Ganze nicht attraktiver für mich machte.
Als ich in Gedanken soweit gekommen war, dass an diesem Abend Big gewinnen würde, machte ich mich auf die Suche nach ihm - und fand ihn nicht. Sofort hatte ich Angst, dass er sich das Ganze anders überlegt hatte oder - noch schlimmer – bereits an jemand anderem rumbaggern könnte, weil ich zu viel Zeit mit den anderen verbracht hatte. Ich wählte den Weg einer unauffälligen Facebook-Nachricht von meinem Smartphone aus, um herauszufinden, wo er steckte und fragte ihn, ob er seinen Schlüssel für diesen Abend schon jemand anderem überlassen hatte.
Die Antwort war: "Nein :)". Jetzt ging es also darum, mein Anliegen möglichst elegant und nicht zu aufdringlich rüberzubringen. Und ich wollte ihm klar machen, dass ich recht müde war und einfach gerne in seinen Armen einschlafen wollte - was dann am nächsten Morgen passieren würde, könnte man ja dann sehen, wenn es soweit wäre. Ich holte also eine SMS von ihm hervor, die er mir schickte, als ich ein paar Wochen zuvor in der Stadt war und ihn versetzte, und zitierte daraus: "Ich bin auch hundemüde. Einlöffeln, einschlafen und zusammen aufwachen...?" Nach wenigen Sekunden hatte ich meine Antwort: "Jaaaaaaaaa :)". Und noch ein paar Sekunden später spürte ich eine Hand, die mir im Vorbeigehen sachte auf den Kopf klopfte, während ich mit den anderen am Tisch saß und redete. Big, der seit gefühlten Stunden verschollen war, war an mir vorbeigelaufen.
Im Folgenden musste ich Kay und seine Freunde anlügen, um irgendwie zu rechtfertigen, dass ich noch bis zum Schluss bleiben würde und nicht noch mit ihnen in eine andere Location wechseln würde. Und dann saß ich da und wartete auf den Moment, an dem Big und ich aufbrechen könnten. Aufgeregt, vorfreudig, ein bisschen ängstlich und irgendwie wagemutig....
  
  Auf dem Weg in die alte Stadt war ich noch der Meinung, dass gar nichts passieren würde. Ich hatte mich, vielleicht auch um mich an diesem Abend zurückhalten zu können, mit einem alten Bekannten für diese Party verabredet. Auch er einer mit "Geschichte", nennen wir ihn Kay. Einer, den ich mal toll fand, als ich noch mit meinem ersten Freund zusammen war und der mich wohl auch ein wenig mochte damals, aber aufgrund meiner Beziehung Abstand hielt. Jedenfalls hatten wir es in den letzten acht Jahren nie geschafft, mal gleichzeitig Single zu sein, so dass nie etwas passierte. Vielleicht eine explosive Konstellation, wenn man sich vor Augen führt, unter welchen Umständen der Abend ablaufen sollte. Doch Kay kam erst später hinzu, zu Beginn gab es nur mich und Big.
Schon auf dem Weg in den Club war ich sehr aufgeregt, positiv. Irgendwie war mir klar, dass das ein denkwürdiger Abend werden würde. Gleich zwei "solche" Menschen, mit denen ich verabredet war. Keine Hindernisse im Weg. Irgendetwas würde vermutlich passieren, nur was und mit wem? Als ich im Club ankam, war Big gerade im Gespräch mit jemandem und ich ging schon einmal in seine Nähe. Er sah mich, lächelte mich an und führte sein Gespräch noch kurz fort, während ich zwei Meter weiter stand und mir die Zeit mit meinem Handy vertrieb. Dann stand er plötzlich vor mir, umarmte mich ganz, ganz, ganz fest und sagte mir ganz aufgedreht ins Ohr: "Oar, Du riechst ja wie früher!!!" Dann haben wir uns um meine Jacke gekümmert („Willst Du die wieder da bei mir hinlegen, wie früher???“), mir etwas zu trinken besorgt (selbstverständlich kostenfrei), uns angegrinst und versucht, ein Gespräch zu führen.
Anders als bei vorherigen Gelegenheiten in derselben Konstellation hatte er diesmal scheinbar kein Problem damit, sich in der Öffentlichkeit mit mir zu zeigen. Es gab diverse forciert-zufällige Begegnungen, es gab breites Lächeln quer durch den Club, es gab zufälliges Vorbeigehen und Angrinsen... Er hat sich wirklich sehr bemüht und man merkte ihm die freudige Aufregung an.
Dann kam der Zeitpunkt, als er sich an die Arbeit machen musste und ziemlich zeitgleich Kay mit einem Rudel Freunde eintraf. Also ein völliger Fokuswechsel meinerseits. Relativ schnell wurde klar, dass auch Kay bewusst geworden war, dass wir beide zum ersten Mal gleichzeitig Single waren. Er fragte sehr detailliert, wie es mir denn jetzt ginge in Bezug auf meinen Ex; wir schwelgten in den gemeinsamen Erinnerungen aus der Zeit, in der wir heftig miteinander flirteten; er schlug vor, nach dieser Party noch irgendwo anders hinzugehen; es wurden Witze darüber gemacht, dass wir uns an einen stilleren Ort zurückziehen sollten (von seinen Freunden, die die Situation mitbekamen...); und es wurde viel "freundschaftlich" berührt.
Hinzu kam, dass es nicht seine Musik war und er das vorher wusste. Gekommen war er trotzdem, weil ich da sein würde. Für etwa drei oder vier Stunden war ich also völlig mit dieser Gruppe beschäftigt, bis zu dem Moment als Big an uns vorbeilief und mich vielsagend anlächelte, was von allen um mich herum mit erhobenen Brauen registriert wurde (Sie kannten ihn natürlich und zumindest Kay wusste, dass Big und ich eine gemeinsame Vergangenheit hatten.) Da erinnerte ich mich wieder an die Gesamtsituation und von da an war ich nervös und verwirrt.
Zwei Männer aus meiner Vergangenheit, die mich beide nie wirklich losgelassen hatten, die mir beide eindeutige Angebote gemacht hatten und immernoch machten - in meinem Kopf drehte sich alles, während ich die Varianten durchspielte. Gar nichts zu tun erschien mir inzwischen absolut nicht mehr erstrebenswert. Aber was würde aus Variante A werden, wenn ich an diesem Abend Variante B vorzug oder andersherum? Und was würde es für das jeweilige freundschaftliche Verhältnis mit den beiden bedeuten, wenn etwas passierte - oder eben nicht passierte? Hinzu kam, dass ich eigentlich viel zu ehrlich bin (und emotional überfordert gewesen wäre), um zwei solcher Sachen parallel voranzutreiben. Ich versuchte trotzdem, Big zu signalisieren, dass ich an ihn dachte, auch wenn ich die ganze Zeit mit Kay und seinen Freunden herumhing. Doch eine Entscheidung musste her…
Ich weiß nicht, was den Ausschlag gegeben hat. Für Big sprach, dass ich wusste, was mich erwarten würde: Nähe, Geborgenheit, großartige Küsse, guter Sex, ein Bett gleich um die Ecke, geklärte Verhältnisse von Anfang an. Gegen Kay sprach, dass er mit seinen Freunden da war, dass seine Wohnung (auch noch eine WG, mit einem Mitbewohner, den ich auch kenne) am anderen Ende der Stadt lag, dass ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde und wie wir hinterher damit umgehen würden… Und der Fakt, dass er mit der Musik nicht zurechtkam und sich eigentlich nicht wirklich wohl in diesem Umfeld fühlte, das Big schuf und dass mir irgendwie näher war und viel bedeutete. Außerdem rauchte Kay die ganze Zeit, was das Ganze nicht attraktiver für mich machte.
Als ich in Gedanken soweit gekommen war, dass an diesem Abend Big gewinnen würde, machte ich mich auf die Suche nach ihm - und fand ihn nicht. Sofort hatte ich Angst, dass er sich das Ganze anders überlegt hatte oder - noch schlimmer – bereits an jemand anderem rumbaggern könnte, weil ich zu viel Zeit mit den anderen verbracht hatte. Ich wählte den Weg einer unauffälligen Facebook-Nachricht von meinem Smartphone aus, um herauszufinden, wo er steckte und fragte ihn, ob er seinen Schlüssel für diesen Abend schon jemand anderem überlassen hatte.
Die Antwort war: "Nein :)". Jetzt ging es also darum, mein Anliegen möglichst elegant und nicht zu aufdringlich rüberzubringen. Und ich wollte ihm klar machen, dass ich recht müde war und einfach gerne in seinen Armen einschlafen wollte - was dann am nächsten Morgen passieren würde, könnte man ja dann sehen, wenn es soweit wäre. Ich holte also eine SMS von ihm hervor, die er mir schickte, als ich ein paar Wochen zuvor in der Stadt war und ihn versetzte, und zitierte daraus: "Ich bin auch hundemüde. Einlöffeln, einschlafen und zusammen aufwachen...?" Nach wenigen Sekunden hatte ich meine Antwort: "Jaaaaaaaaa :)". Und noch ein paar Sekunden später spürte ich eine Hand, die mir im Vorbeigehen sachte auf den Kopf klopfte, während ich mit den anderen am Tisch saß und redete. Big, der seit gefühlten Stunden verschollen war, war an mir vorbeigelaufen.
Im Folgenden musste ich Kay und seine Freunde anlügen, um irgendwie zu rechtfertigen, dass ich noch bis zum Schluss bleiben würde und nicht noch mit ihnen in eine andere Location wechseln würde. Und dann saß ich da und wartete auf den Moment, an dem Big und ich aufbrechen könnten. Aufgeregt, vorfreudig, ein bisschen ängstlich und irgendwie wagemutig....
Huckleberry - 21. Nov, 08:57
  
  
 
      

 
  

